47 - Mord auf dem Golfplatz by Agatha Christie

47 - Mord auf dem Golfplatz by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T21:15:01+00:00


Fünfzehntes Kapitel

Ein Foto

Die Worte des Arztes waren eine solche Überraschung, dass wir fürs Erste allesamt sprachlos waren. Hier war ein Mann mit einem Messer erstochen worden, von dem wir alle wussten, dass es erst vor vierundzwanzig Stunden gestohlen worden war, und doch konnte Dr. Durand uns versichern, dass der Mann seit mindestens achtundvierzig Stunden tot sein musste. Das war einfach absolut phantastisch!

Wir waren noch damit beschäftigt, uns von dieser Aussage zu erholen, als mir ein Telegramm gebracht wurde. Man hatte es aus dem Hotel an die Villa weitergeleitet. Ich riss es auf. Es kam von Poirot und kündigte an, dass er um 12.28 Uhr in Merlinville eintreffen werde.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich gerade Zeit genug hatte, um in aller Ruhe zum Bahnhof zu gehen und ihn abzuholen. Es erschien mir ungeheuer wichtig, ihn sofort mit den neuen und verwirrenden Entwicklungen des Falls bekannt zu machen.

Offenbar, überlegte ich, hatte Poirot in Paris das Gewünschte problemlos gefunden. Das bewies seine rasche Rückkehr. Wenige Stunden hatten ausgereicht. Ich war gespannt, wie er meine aufregenden Mitteilungen aufnehmen würde.

Der Zug hatte einige Minuten Verspätung, und ich schlenderte ziellos den Bahnsteig auf und ab, bis mir einfiel, dass ich die Wartezeit füllen könnte, indem ich mich danach erkundigte, wer am Abend der ersten Tragödie Merlinville mit dem letzten Zug verlassen hatte.

Ich sprach den Oberträger an, einen intelligent aussehenden Mann, und es fiel mir nicht schwer, ihn auf mein Thema zu bringen. Es sei eine Schande für die Polizei, rief er empört, dass solche Verbrecher, solche Mörder ungestraft umherlaufen dürften. Ich erwähnte, dass sie den Ort möglicherweise mit dem letzten Zug verlassen hatten, doch davon wollte er nichts hören. Zwei Ausländer wären ihm aufgefallen, da war er ganz sicher. In den letzten Zug waren nur an die zwanzig Fahrgäste eingestiegen, da hätte er die beiden gar nicht übersehen können.

Ich weiß nicht, wie ich auf diese Idee kam – vielleicht lag es an der großen Angst, die ich aus Marthe Daubreuils Stimme herausgehört hatte, jedenfalls fragte ich unvermittelt: »Der junge Monsieur Renauld – der hat diesen Zug wohl auch nicht genommen, oder?«

»Aber nicht doch, Monsieur. Innerhalb einer halben Stunde anzukommen und wieder abzufahren, das wäre doch wirklich nicht lustig.«

Ich starrte den Mann an und konnte kaum begreifen, was er da sagte. Aber dann ging mir ein Licht auf.

»Sie meinen«, fragte ich, und mein Herz schlug ein wenig schneller, »dass Monsieur Jack Renauld an dem Abend in Merlinville eingetroffen ist?«

»Aber sicher, Monsieur. Mit dem letzten Zug aus der Gegenrichtung, um zwanzig vor zwölf.«

Meine Gedanken standen Kopf. Deshalb hatte Marthe also solche Angst. Jack Renauld war während der Mordnacht in Merlinville gewesen. Aber warum hatte er uns das verschwiegen? Warum hatte er stattdessen behauptet, er habe sich in Cherbourg aufgehalten? Ich dachte an sein offenes, jungenhaftes Gesicht und mochte einfach nicht glauben, dass er in das Verbrechen verwickelt war. Aber warum schwieg er in dieser wichtigen Frage? Eins stand fest, Marthe hatte es die ganze Zeit gewusst. Deshalb hatte sie sich solche Sorgen gemacht und Poirot so dringlich nach etwaigen Verdächtigen gefragt.



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